Die Erzählperspektive – Teil 4: Was es sonst noch zur Erzählperspektive zu sagen gibt

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Mit der Wahl der Perspektivfigur(en) und des Erzählers für deine Geschichte, hast du zwei wichtige Grundlagen geschaffen. Deine Geschichte hat jetzt einen deutlich definierteren Rahmen.

Neben dem Ich-Erzähler und des Er/Sie-Erzählers gibt es noch den Du-Erzähler. Eine eher selten genutzte Erzählperspektive.

Im letzten Teil der Beitragsserie über die Erzählperspetiven, möchte ich dir den Du-Erzähler und noch ein paar zusätzliche Informationen mitgeben, um die beschriebenen Erzählperspektiven noch besser zu verstehen. Aber auch einen Tipp, wie du entscheiden kannst, welche Perspektivfigur und welche Erzählperspektive für dich die Richtige ist, findest du in diesem Beitrag.


Weitere Teile des Beitrags:

Die Erzählperspektive – Teil 1: Die Wahl der richtigen Perspektivfigur

Die Erzählperspektive – Teil 2: Wenn eine Figur die Geschichte erzählt

Die Erzählperspektive – Teil 3: Wenn die Geschichte von außen erzählt wird


Inhaltsverzeichnis

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Erzählen in der 2. Person (Der Du-Erzähler)

Eine eher seltene Erzählperspektive ist die aus der 2. Person. Hier werden die Leser direkt mit Du angesprochen. Somit erhält der Leser das Gefühl selbst der Protagonist zu sein: »Du schaust dir deine blutverschmierten Schuhe an und überlegst, wo du sie am besten verstecken kannst.«

Es gibt nur wenig anerkannte Autoren, die mit dieser Erzählperspektive Erfolg haben. Wenn du dich dafür entscheiden solltest, musst du einen eigenen Stil entwickeln und dich von diesen zwei/drei Autoren unterscheiden. Beispiele findet man bei interaktiven Rollen- und Brettspielen, welche einen in die Geschichte integrieren, während diese Geschichte erzählt wird.

Unterschied 1. und 3. Person

Die Einzel-Erzählperspektiven des Ich-Erzählers und des Er/Sie-Erzählers unterscheiden sich kaum. Im Gegensatz zum Ich-Erzähler kann der Er-Erzähler auch ein paar Schritte zur Seite gehen, da er ja nicht selbst die Figur ist. Somit ergeben sich mehr Möglichkeiten der Beschreibung. Ein Erzähler in der 3. Person kann z. B. sagen: »Sie ist nervös und an ihrem Hals entstehen schon mehrere rote Flecken.« Wenn du das in der Ich-Perspektive schreibst, kannst du eigentlich nur schreiben: »Ich bin nervös.« Die Flecken siehst du als Figur selber nicht.

Auch der Redestil des Erzählers in der 3. Person muss nicht, wie beim Ich-Erzähler, zur Figur passen. Er kann seine eigene Ausdrucksweise haben. So kann dieser auch Situationen von außen erklären, welche die Figur aufgrund ihres vielleicht eingeschränkten geistigen Vermögens, nicht hätte erklären können.

Distanz

Jede Erzählperspektive erzeugt eine gewisse Distanz zum Leser. Du musst für dich und dein Buchprojekt entscheiden, welche Distanz du erzeugen möchtest. Dabei solltest du auf diese zwei Faktoren achten: emotionale und zeitliche Distanz.

Die emotionale Distanz entsteht durch den Abstand des Erzählers zur Figur. Ist die Figur selbst der Erzähler, spricht man von einer nahen Distanz. Steht der Erzähler ein paar Schritte neben der Figur, dann existiert eine mittlere emotionale Distanz zwischen Leser und Erzähler. Schwebt der Erzähler über allen Figuren, dann liegt eine weite Distanz vor.

Aber nicht nur der Abstand zur Figur erzeugt eine Distanz, sondern auch die Wahl der Zeitform. Spielt das Geschehen im jetzt, also der Gegenwart, entsteht eine nahe Distanz zum Leser, da er die Zeit selbst kennt und Entscheidungen besser nachvollziehen kann. Schreibst du dein Buch in der Vergangenheit oder der Zukunftsform ist die Distanz wieder höher. Wobei ich hier erwähnen möchte, dass die Zukunftsform so gut wie nie verwendet wird. Es liest sich, vor allem bei längeren Geschichten, sehr schwierig und wird daher immer abgelehnt. Bei Kurzgeschichten könnte dies aber mal eine schöne Abwechslung sein.

Auch wenn Autoren ihr Buch in der Vergangenheitsform schreiben, vermitteln sie dem Leser das Gefühl, dass er mitten in der Handlung ist, und das ist wichtig.

Distanz

Perspektivwechsel

Du bist nicht an eine Erzählperspektive gebunden. Im Prinzip kannst du, so wie es dir am besten passt, hin und her wechseln. Für ein harmonischeres Lesen, wird aber empfohlen, bei einer Perspektive zu bleiben. Leser mögen in der Regel keine ständigen Wechsel, da sie der Geschichte dann nicht so einfach folgen können und es sehr verwirrend zu lesen ist.

Bei einigen Büchern kann ein Wechsel der Erzählperspektiven aber auch sinnvoll sein. Der allwissende Erzähler zu Beginn von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen, kann den Leser hervorragend in die fremde Welt einführen. Wenn du nach der Einführung die Erzählperspektive wechselst um deine Geschichte aus der Sicht eines Elf, eines Zauberers oder eines Trolls zu erzählen, schmiegt sich dies an dieser Stelle wunderbar ein und ist vom Leser problemlos nachvollziehbar.

Bei allen anderen Geschichten solltest du dir einen Wechsel gründlich überlegen. Aber wer weiß, vielleicht liegt das Einzigartige deiner Geschichte gerade darin?

Die Perspektive hängt auch von der Zeit ab

Auch die Zeit, also wann du deine Geschichte spielen lassen willst, ist ein wichtiger Punkt und hat enormen Einfluss darauf, wie du deine Geschichte schreiben musst.

Spielt der Mord im Mittelalter, ist ein Tod durch eine Laserkanone unlogisch. Spielt es in der Zukunft, ist das eine mögliche Mordwaffen. Natürlich kannst du auch einen zeitreisenden Mörder kreieren, der jemanden im Mittelalter ermordet. Aber auch wenn das Buch dann hauptsächlich im Mittelalter spielt und reale geschichtliche Situationen beinhaltet, ist das Genre dennoch Science-Fiction und nicht Historienroman. Nur so ist deine Geschichte, aus der Perspektive heraus, logisch.

Entscheidungshilfe bei der Wahl der richtigen Perspektive

Mittlerweile kennst du ja die unterschiedlichen Erzählperspektiven, was sie ausmacht und worauf du achten musst. Vielleicht wusstest du direkt beim Lesen, was die richtige Erzählperspektive für dein Buch ist, vielleicht aber bist du immer noch unsicher.

In beiden Fällen würde ich dir empfehlen ein oder zwei Szenen deines Romans als Kurzgeschichte zu schreiben. Geht dir das Schreiben leicht von der Hand? Ist das Ergebnis so, wie du es dir vorgestellt hast?

Mehr zum Thema Kurzgeschichten findest du in unseren Beiträgen Die Kurzgeschichte – Alles was du wissen musst und 13 Tipps zum Schreiben einer Kurzgeschichte.

Mit dieser Methode kannst du sowohl die Wahl der Perspektivfigur, als auch die Wahl einer Erzählperspektive testen. Vielleicht wäre eine andere Perspektivfigur oder ein anderer Erzähler doch besser geeignet. Probiere dich ruhig aus und vergleiche die einzelnen Werke.

Schreiben bedeutet testen. Am Ende ist es dann eine Bauchentscheidung. Mit welcher Kombination fühlst du dich am besten. Wie willst du schreiben?

Trotz deiner ganzen Bemühungen und Testungen, kann es aber auch sein, dass du nach der Hälfte des Buchs merkst, dass deine Perspektivfigur und/oder deine Erzählperspektive dich einschränkt und du hättest doch eine andere wählen sollen. Das ist dann zwar wirklich schade, passiert aber auch anderen Autoren. Auch ist es eine Übungssache. Je mehr Geschichten du schreibst, desto besser lernst du dich auch kennen und weißt, was dir besser liegt.

Wie du siehst, triffst du, mit der Wahl der Erzählperspektive eine essenzielle Entscheidung für dein Buch. Also überlege und teste im Vorfeld etwas herum, was du überhaupt erzählen möchtest und wie du es am besten beschreiben kannst.

Ich hoffe dieser und die anderen Beiträge haben dir mehr Klarheit über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Perspektivfigur und der Erzählperspektive gegeben. Viel Erfolg beim Planen und umsetzen deines Buches.

Noch ein kleiner Tipp am Ende: Es gibt viele Schreibratgeber, die sich mit der Erzählperspektive befassen. Eine Übersicht findest du in unserem Beitrag Schreibratgeber für angehende Autoren. Für das Thema Erzählperspektiven empfehle Creative Writing: Romane & Kurzgeschichten schreiben von Alexander Steele. Hier wird das Thema umfassend und mit sehr vielen Beispielen erklärt.

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