13 Tipps zum Schreiben einer Kurzgeschichte

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Das Problem beim Schreiben von Kurzgeschichten ist, dass Autoren gerne in großen Dimensionen denken. Viele Figuren, viele Wendungen, viele Ideenstränge und das alles in einem Buch. Bei Kurzgeschichten ist dies etwas anders. Die folgenden 13 Tipps und Tricks zeigen dir, wie du an das Schreiben einer Kurzgeschichte herangehst und was du beachten musst, damit ein Leser deine Kurzgeschichte liest.

Inhaltsverzeichnis

Finde dein übergeordnetes Thema

Wenn du eine Kurzgeschichte schreiben möchtest, dann überlege dir erst einmal ein übergeordnetes Thema. Dieses sollte nur ein Schlagwort sein, z. B.: Liebe, Einsamkeit, Angst, Freundschaft oder Ungleichheit.

Oft ergeben sich Ideen aus ganz normalen Alltagssituationen, einen Text den du gelesen hast oder ein Gespräch, dass du in der Straßenbahn mitbekommen hast. Wenn dich davon etwas interessiert, aus dem du eine Kurzgeschichte schaffen möchtest, überlege welches Schlagwort dies beschreibt und setze dort an.

Falls du aber dennoch von der Flut der Ideen überwältigt bist oder vor lauter Bäumen den Wald nicht siehst, dann schau dir einfach Mal Schreibwettbewerbe an, egal ob gerade laufend oder schon beendet und suche dir hier ein Thema aus, dass dich sofort begeistert.

Bleibe deiner Stimmung treu

Wie schon mehrmals erwähnt, handelt eine Kurzgeschichte von einem Ereignis. Somit ist auch die Stimmung, die du beschreibst von Anfang bis Ende gleich. Ob z. B. witzig, ernsthaft oder gruselig, es gibt kein Stimmungswechsel in Kurzgeschichten.

Das musst du über deine Figuren wissen

Deine Kurzgeschichte lebt von den Eigenschaften und Handlungen deiner Hauptfigur(en). Häufig gibt es in Kurzgeschichten nur eine Figur. Daher solltest du dir genau überlegen, was sie ausmacht. Entwickle ein Kurzprofil und überlege, wie die Figur heißt, wie sie aussieht und wo sie herkommt. Zudem kläre für dich, wie sie zu Beginn und am Ende der Geschichte zu dem Thema steht. Welche Charaktereigenschaften hat deine Figur und welche ist wichtig für deine Geschichte?

Das sind alles Hintergrundinformationen für dich. In der Geschichte selbst solltest du nur die für die Handlung, also den Hauptkonflikt, wichtigen Informationen nennen.

Aber bitte nicht einfach sagen: »Gerda ist egoistisch«, sondern vermittle es dem Leser indirekt, indem du schreibst: »Gerda war es egal, dass ihre Kolleginnen sie nicht mochten. Sie würde weiterhin wichtige Informationen für sich behalten um somit einen Wissensvorsprung bei den nächsten Beratungen zu haben«.

Wo und wann spielt die Kurzgeschichte?

In Kurzgeschichten wird kaum bis gar nicht beschrieben, wann und wo die Handlung spielt. Da in einer Kurzgeschichte nur ein Ereignis behandelt wird, umfasst die Geschichte meist nur wenige Minuten oder Stunden. Es geht hier darum, dass der Leser einen kleinen Einblick in das Leben der Hauptfigur erhält.

Dennoch solltest du für dich wissen, wann und wo es spielt. Überlege dir, passend zu deinem Thema, einen Ort und eine Zeit. Diese Entscheidung eröffnet oder verwehrt deiner Hauptfigur gewisse Möglichkeiten bei der Bewältigung des Konflikts.

Wähle Ort und Zeit am besten so, dass der Konflikt deiner Hauptfigur noch weiter verstärkt wird. Benötigt deine Figur zum Lösen des Konflikts ganz dringend Informationen zu einem bestimmten Thema, dann lass die Handlung in einer Zeit spielen, als es noch kein Smartphone gab. Nichts ist leichter als das Handy zu nehmen und schnell mal zu googeln. Nicht sehr spannend.

Kenne deinen Konflikt

Konflikte sind der zentrale Angelpunkt einer jeden Kurzgeschichte. Erst durch das Problem, die Zuspitzung und ggf. die Lösung, wird deine Geschichte richtig interessant.

Ziel sollte es sein, dass du wirklich nur einen Konflikt betrachtest und Nebenkonflikte weglässt. Falls du dennoch Nebenkonflikte in deiner Geschichte einbringen möchtest, dann achte darauf, dass sie zum Hauptkonflikt passen.

Gerne enthalten Kurzgeschichten (unerwartete) Wendepunkte, welche die gesamte Geschichte in einem anderen Licht darstellt.

Aus dieser Perspektive solltest du schreiben

In Kurzgeschichten wird in der Regel in der 1. oder 3. Person geschrieben.

Ziel ist immer authentisch zu schreiben, daher solltest du vor allem bei deinen ersten Versuchen aus der 3. Person, also als neutraler Beobachter, erzählen. Es ist einfacher etwas über jemanden zu schreiben, als mit ich (1. Person), vor allem, wenn die Figur sich von dir und deinem Charakter stark unterscheidet.

Halte das Erzähltempo hoch

Wichtig in Kurzgeschichten ist das hohe Erzähltempo. Nicht nur, dass du mit deiner Einleitung direkt im Konflikt beginnst, du musst auch schnell die Situation durch weitere Ereignisse sich zuspitzen lassen und den Konflikt für die Hauptfigur immer schlimmer werden lassen.

Warum das so wichtig ist? Weil der Leser bereits schon nach wenigen Zeilen oder Abschnitten entscheidet, ob er weiterliest oder nicht. Es sind nur wenige Seiten zum Lesen und somit erwartet der Leser von Anfang an Fesselndes, Interessantes oder Spannendes. Und das musst du liefern!

Aber achte bei den Ereignissen auf den roten Faden. Der Leser muss trotz des hohen Tempos die Entwicklung verstehen und nachvollziehen können. Kurzgeschichten beschreiben meist realistische Alltagssituationen, die der Leser kennt oder zumindest nachempfinden kann. Es ist wichtig, dass die Situation bzw. die Geschichte nicht unlogisch wirkt. Sowas merkt der Leser.

Tipps Kurzgeschichte - Schnelligkeit

Auch mal andere Schreibstile anwenden

Kurzgeschichten haben keine ausschweifenden Beschreibungen von z. B. Orten oder Gegenständen. Aus diesem Grund kannst du daher auf folgenden sprachlichen Mittel zurückgreifen, welche hilfreich sein können bei der Beschreibung von Umgebungen und Charakteren, die Beschreibung aber kurz halten.

Neben Vergleiche können auch Redewendungen, Metaphern oder Sprichwörter verwendet werden, um dem Leser schnell bestimmte Figuren, Situationen oder Beschaffenheiten von Gegenständen zu vermitteln. Wichtig ist aber, dass die angewandte Redewendung z. B. auch wirklich passend ist.

Auch häufig verwendet werden Euphemismen, also Umschreibungen für Wörter, die nicht gerne benutzt werden, z. B. von uns gegangen anstelle von gestorben.

Ironie ist auch ein Schreibstil, der in Kurzgeschichten Anwendung findet. Da dieser manchmal schwer zu verstehen ist, sollte er eher sparsam eingesetzt. Durch Über- und Untertreibungen kannst du unschöne Dinge nett verpacken.

Was du in Kurzgeschichten auch verwenden kannst sind Slangs, Jargons oder Dialekte. In Romanen als eher störend empfunden, kann dies bei einer Kurzgeschichte als eine schöne Abwechslung gesehen werden.

Aber im Prinzip kannst du dich hier frei entfalten. Du musst das oben genannte nicht anwenden. Finde deinen eigenen Stil und teste einfach einmal aus, was dir liegt.

Den ersten Entwurf in einem Rutsch schreiben

Meine Empfehlung ist es, dir vor deinem ersten Entwurf, eine Übersicht über Thema, Figur(en), Zeit und Ort sowie dem Konflikt zu verschaffen. Hast du diese für dich geklärt, entwickle einen Plot, also einen groben Ablaufplan deiner Geschichte.

Sind diese ganzen Vorarbeiten erledigt, schaffe dir einen Zeitraum, indem du deinen ersten Entwurf in einem Durchlauf schreiben kannst. Achte nicht auf Rechtschreibung, Grammatik oder beschreibende Füllwörter. Schreib einfach deinen Text, wie du ihn zuvor geplottet hast.

Warum ich dir empfehle alles auf einmal zu schreiben? Ganz einfach, damit du nicht mit dem Denken anfängst. Soll heißen, wenn du zwischen dem Schreiben Pausen einlegst, fängst du an über das geschriebene nachzudenken: Das könnte auch gut dazu passen oder an die Wendung habe ich beim Plotten noch gar nicht gedacht.

All dies bläht deinen Text auf, du kommst aus dem Schreibfluss heraus, dein roter Faden könnte verloren gehen und all deine Vorarbeit wäre umsonst gewesen.

So schreibst du eine kurze Einleitung

Einleitungen in Kurzgeschichten sind sehr kurz. Sie sollte unmittelbar im Konflikt beginnen und spannend sein. Wichtige Informationen, die man sonst in Einleitungen findet, kannst du nachreichen. Am besten wäre es, wenn du für die Einleitung nur ein bis zwei Sätze benötigst.

Der Leser sollte am besten schon im ersten Satz wissen, wer deine Hauptfigur ist, welche Erzählperspektive du verwendest und in welchem Genre (Krimi, Liebesgeschichte, Fantasy, Horror, …) du dich befindest. Patricia Highsmith beginnt in ihrer Kurzgeschichte Die Hand zum Beispiel mit:»Ein junger Mann bat einen Vater um die Hand seiner Tochter und erhielt sie in einem Karton – ihre Linke.«

Das Ende in einem Satz

Der Schluss einer Kurzgeschichte kann offen oder geschlossen sein und sollte wie die Einleitung nur wenig Platz in der gesamten Geschichte einnehmen. Das Ende sollte dein Thema noch einmal indirekt unterstreichen und deinen Leser überraschen oder emotional berühren.

In vielen Kurzgeschichten ist das Ende nicht länger als ein Satz, vor allem bei offenen Enden. So endet beispielsweise die Kurzgeschichte Kleines Mädchen mit komischen Haaren von David Foster Wallace mit: »Ich hingegen machte einfach Folgendes.«.

Alles Überflüssige kann wieder raus

Wenn dein erster Entwurf fertig ist, geht es ans Überarbeiten. Schmeiße alle unnützen Informationen, die nichts direkt mit deiner Geschichte, deinem Hauptkonflikt, zu tun haben, raus.

Ein Beispiel: »Eine Frau im roten Kleid und roten Fingernägeln stritt mit ihrem Ehemann am Essenstisch, der mit goldverzierten Blumentellern gedeckt war.«

Was ist für den weiteren Verlauf deiner Geschichte wichtig?

  • Geht es nur um den Inhalt des Streits, also allein um den verbalen Austausch, ist es völlig egal, dass das Kleid und die Fingernägel rot sind und die Teller mit goldenen Blumen verziert sind.
  • Fliegen im Laufe der Geschichte die Teller, kratzt die Frau den Mann oder ist das Kleid am Ende z. B. zerrissen, dann kannst du den Hinweis oder die Hinweise, je nach Story, drin lassen.
Tipps Kurzgeschichte - Kürzen

Mit dieser Methode kannst du üben

Zum Schluss noch eine Übung, die dir das Schreiben von Kurzgeschichten erleichtern soll.

Schreibe dir vier bis acht Begriffe auf, die am besten nichts miteinander zu tun haben und schreibe eine Kurzgeschichte, welche diese Begriffe enthält.

Überlege dir vorher eine Hauptfigur und eine Zeit in der dies spielen soll. Du kannst aber auch eine bekannte Figur aus Film und Fernsehen nehmen. Du weißt, wann die Person lebt, in welchen Verhältnissen und wie sie sich in bestimmten Situationen verhält.

Ein kleines Beispiel: Schreibe eine Geschichte mit Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory und integriere dabei die Begriffe Uhr, Auto, Schraubenzieher, Fotograf, Tanz und Energy Drink.

Möchtest du die Übung etwas schwieriger gestalten, dann solltest du versuchen die Begriffe in genau dieser Reihenfolge in deiner Geschichte vorkommen zu lassen. Auch kannst du die oben genannten Begriffe nehmen und eine Liebes- oder Gruselgeschichte schreiben. Ob jetzt mit Sheldon Cooper oder deiner eigenen Figur ist dir überlassen.

Frage andere Menschen aus deinem Umfeld, um eine Liste verschiedenster Wortkombinationen zu erhalten. Besonders interessant wird es, wenn du solch ein Liste von einem Kind erstellen lässt, da hier der Chaos-Faktor besonders hoch ist, was wiederum den Schwierigkeitsgrad enorm steigert.

Ich hoffe die Tipps helfen dir deine Kurzgeschichte zu verbessern oder überhaupt deine erste Geschichte zu schreiben. Probiere es einfach einmal aus und zögere nicht, dich bei Fragen an uns zu wenden.

Einen Überblick zu den Merkmalen einer Kurzgeschichte findest du in unserem Beitrag Die Kurzgeschichte – Alles was du wissen musst.

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