Verlage anschreiben wie ein Profi

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Endlich! Dein erstes Manuskript ist fertig, oder wenigstens nahezu. Dann ist jetzt die Zeit gekommen, um deine Bewerbungen für die Verlage vorzubereiten. Hier gelten gewisse Standards, die du kennen solltest. Denn deine Geschichte kann noch so gut sein, hältst du diese Standards nichts ein, wird sich kein Verlag mit deinem Manuskript näher beschäftigen.

Einen Verlag anzuschreiben heißt, eine Bewerbung zu erstellen. Neben formalen Standards sind auch die Bestandteile der Bewerbung genau vorgegeben. Enthalten sein muss: Anschreiben, Textprobe und Exposé, aber auch andere Bestandteile können ergänzt werden oder sind, je nach Verlag, sogar Pflicht.

Wenn du deine Unterlagen bei einem Verlag einreichst, möchtest du natürlich, dass deine Bewerbung vollständig gelesen wird. Nur so kannst du die Chancen auf eine positive Nachricht erhöhen. Wie solltest du dich in den Unterlagen selbst vorstellen, wie am besten das Exposé und die Textprobe formatieren und wie die Unterlagen an den Verlag übersenden?

Inhaltsverzeichnis

Warum ist das Äußere hier so wichtig?

Im Internet findest du eine Vielzahl von Berichten über Absagen von Verlagen. Es gibt Quellen, die sprechen von einer Wahrscheinlichkeit von 1:500 andere von 1:10.000. Egal was stimmt, Fakt ist einfach, das Absagen in der Branche üblich sind. Denn Verlage suchen das eine Buch! Ein Buch, das ihr Verlagsprogramm perfekt ergänzt oder passend erweitert. Umso wichtiger ist es, für dich als Neu-Autor, einen professionellen Eindruck mit deiner Bewerbung zu erzeugen.

Verleger erhalten täglich neue Manuskripte die gesichtet und beurteilt werden müssen. D. h. es bleibt wenig Zeit den Verlag von deinem Buch zu überzeugen. Investiere etwas Zeit in deine Bewerbung, damit sie vom Verlag nicht als unprofessionell eingestuft wird und niemand deine tolle Geschichte lesen kann. Denn das wäre wirklich Schade.

Ein Lektor ließt ein Exposé

Die Bestandteile zu jedem Verlagsangebot

Zu jeder Verlagsbewerbung gehören zwingend ein Anschreiben, eine Textprobe und ein Exposé. Wenn du die Unterlagen postalisch einreichst ein Hin- und Rückumschlag. Ein weiterer sehr beliebter Bestandteil ist die Kurzvita. Als Neu-Autor kannst du diese auch weglassen, aber Achtung, einige Verlage geben diesen Abschnitt als Pflichtteil vor. Lese also immer im Vorfeld die Vorgaben des Verlags. Hierzu findest du am Ende des Beitrags auch noch einmal einen separaten Punkt.

Umschlag

Auch wenn es vielleicht logisch ist, verwende einen C4-Umschlag (für A4 Seiten) zur Einsendung deiner Unterlagen. Achte darauf, dass die Seiten nicht hineingequetscht werden. Falls es zu eng ist, nimm einen größeren Umschlag.

Adressiere den Brief an die Adresse, an die es laut Verlag gehen soll. Denn manchmal sind Agenturen, die eine Vorauswahl bei der Masse der Einsendungen vornehmen sollen, zwischengeschaltet.

Versende den Brief als Standardbrief, kein Einschreiben. Niemand versendet heutzutage noch Originale. Dieser Fehler outed dich als blutigen Anfänger oder jemand, der sein Werk für etwas Besseres hält. Das wäre kein guter Start.

Anschreiben

Das Anschreiben ist ein maximal einseitiges Dokument, in welchem du dein Buchprojekt dem Verlag anbietest. Das Layout sollte neutral und auf keinen Fall kreativ sein. Halte dich an Standardschriften (Arial, Times New Roman, etc.), Standardschriftgrößen (12 pt) und Standardabsätze (mindestens einzeilig). Schreibe einfach und in einem freundlich-neutralen Tonfall.

Beantworte in dem Text folgende Fragen:

  • Nenne dein Anliegen, also das du dein Manuskript zur Veröffentlichung anbietest.
  • Erkläre, warum genau dieser Verlag. Zeige, dass du dich mit dem Verlagsprogramm vertraut gemacht hast und wie dein Buch hier genau reinpasst. Passt dein Buch in eine Nische die nur sehr dünn oder vielleicht gar nicht besetzt ist, sind deine Chancen sehr hoch, dass der Verleger sich deine Unterlagen weiter anschaut.
  • Erzähle etwas von dir und wie du auf die Idee gekommen bist dieses Buch zu schreiben.

Achte bei den Schreiben darauf, dass sie auf den Verlag zugeschnitten sind. Standardschreiben, die an jeden Verlag gehen könnten, werden sofort aussortiert. Recherchiere auf der Internetseite auch eine direkte Ansprechperson und vermeide Anreden wie »Sehr geehrte Damen und Herren,«. Wenn du keinen finden kannst, ruf an und frag nach, an wen du die Unterlagen senden sollst.

Wenn der Verlag vorgibt, dass du deine Daten elektronisch einreichen sollst und ein Formular zum Einsatz kommt, kann das Anschreiben ggf. entfallen, da du bereits im Formular alle Angaben machst. Aber auch hier gilt: Prüfe die Vorgaben des Verlags.

Kurzvita

Bei der Kurzvita, auch Biobibliographie genannt, handelt es sich um eine Kurzvorstellung von dir: Name, Geburtsjahr, Ausbildung und aktueller Beruf.

Zusätzlich, und am wichtigsten, eine Aufzählung bisheriger Veröffentlichungen, sämtlicher Lesungen und vorhandenen Preise. Wenn du an regionalen oder überregionalen Schreibwettbewerben teilgenommen hast und je nach Größe unter den Top 3 oder Top 5 warst, kann das hier erwähnt werden. Auch wenn du ein Buch erfolgreich, also mit mehreren Verkäufen, selbst verlegt hast, kannst du dies hier dazuschreiben.

Definitiv weglassen solltest du Veröffentlichungen bei Zuschussverlagen, dies ist unseriös und sagt nichts darüber aus, ob du ein guter Schriftsteller bist.

Wenn du Neu-Autor bist und mit der ganzen Materie noch nie etwas zu tun hattest, also keine Preise oder Veröffentlichungen vorweisen kannst, dann kannst du die Kurzvita auch weglassen. In diesem Fall solltest du aber im Anschreiben darauf eingehen.

Beachte die Vorgaben der Verlage. Bei einigen ist dieser Teil Pflicht. Hab aber keine Angst, wenn dann hier nichts steht, oder wenn bei aktueller Beruf arbeitslos steht. Der Verleger wird schnell sehen das du Neu-Autor bist und wenn der Verlag Neu-Autoren aufnimmt, wird er einfach zum nächsten Teil gehen.

Textprobe

Eine Textprobe ist mindestens ein Kapitel aus deinem Buch. Die Verlage geben in der Regel die Anzahl der Seiten vor. Sie schwanken in der Regel zwischen 10 bis 50 Seiten. Empfehlenswert ist das erste Kapitel, damit der Verleger sich ein Bild über die aufgeworfenen Storyfragen machen kann und sieht, ob es interessant genug ist, damit potentielle Leser weiterlesen würden. Zusätzlich gerne noch ein Kapitel aus der Mitte oder dem Ende, damit der Verleger sehen kann, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.

Die Textprobe sollte einseitig gedruckt und lose zu den anderen Dokumenten gelegt werden. Da eine feste Klammerung o.ä. nicht gewünscht ist, ist es wichtig, dass auf jeder Seite in der Kopfzeile deine Kontaktdaten, Name des Buches und in der Fußzeile die Seitenzahl steht. Formatieren solltest du die Seiten nach den Vorgaben einer Normseite.

Näheres zur Normseite findest du in diesem Beitrag.

Ein Stapel Unterlagen

Exposé

Das Exposé ist eine, in der Regel maximal dreiseitige, Inhaltsangabe deines Buches. Es enthält: Worum geht es, wie beginnt es, wer sind die Hauptcharaktere und wie entwickeln sie sich (maximal 5 Personen), welche Konflikte entstehen, die wichtigsten Wendepunkte und wie das Buch endet. Auf dieser knappen Seitenzahl solltest du also nur den roten Faden deines Buches von Anfang bis Ende wiedergeben. Lass alle Nebenhandlungen und Dialoge heraus.

Achte darauf, dass dein Exposé so geschrieben ist wie dein Buch. Ist in deinem Buch z. B. viel trockener Humor enthalten, dann sollte das auch im Exposé herauslesbar sein. Das Exposé soll Lust auf das gesamte Manuskript machen und sollte daher auch deinen Schreibstil wiedergeben.

Auch das Exposé solltest du nach den Vorgaben der Normseite formatieren.

Mehr informationen zur Normseite findest du in diesem Beitrag.

Rückumschlag

Du möchtest bei einer Absage deine Unterlagen gerne zurückhaben? Dann lege einen bereits frankierten und an dich adressierten Rückumschlag bei. Nur so sind die Chancen hoch deine Dokumente wieder zu bekommen. Auch wenn es mit Kosten verbunden ist, und du nicht immer deine Unterlagen zurückbekommst, solltest du einen Rückumschlag beilegen. Denn erhältst du deine Unterlagen zurück, und sind keine Kommentare des Verlags darauf, kannst du alle Unterlagen, außer dem Anschreiben, wiederverwenden. So sparst du Druckkosten und schonst die Umwelt.

Wie schon erwähnt, wirst du vermutlich viele Absagen von Verlagen erhalten. Nimm dir das nicht zu sehr zu Herzen und bedenke, dass auch »Harry Potter« von Joanne K. Rowling dutzende Male abgelehnt wurde, bis ein Verlag das Potential hinter der Geschichte gesehen hat.

Vermeide diese Fehler

Es gibt einige Fehler, die einfach zu vermeiden sind, dennoch immer wieder vorkommen. Sieh es als kleine Checkliste an und achte darauf, dass du diese Fehler nicht in deiner Verlagsbewerbung machst:

  • Der größte Fehler, den du machen kannst, ist, die Vorgaben des Verlags nicht einzuhalten —> Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
  • Rechtschreib- & Grammatikfehler: Lass deine gesamten Unterlagen, am besten mehrmals von verschiedenen Personen, gegenlesen. Nichts ist schlimmer für einen Autor als Unterlagen voller Rechtschreib- und Grammatikfehler.
  • Achte auf ein sauberes Aussehen der Unterlagen. Es sollten keine Knicke oder Flecken darauf sein.
  • Als Neu-Autor solltest du dein Manuskript am besten fertig haben oder wenigstens kurz davor sein. Denn wenn der Verlag deine Unterlagen gut findet und mehr haben möchte, solltest du in der Lage sein, diese zügig zu liefern. Denn die wenigsten Verlage warten wochen- oder monatelang auf ein vollständiges Manuskript.
  • Schau dich auf der Webseite des Verlages um und sieh dir das Verlagsprogramm an. Es gibt kaum etwas peinlicheres als z. B. einen Horrorroman an einen Kinderbuchverlag zu senden. Zudem sieht der Verlag dann sofort, dass du dich nicht mit ihm auseinandergesetzt hast.
  • Zynismus, Verzweiflung, Selbstkritik oder Eigenlob hat im Anschreiben nichts zu suchen. Schreibe neutral, niemand möchte wissen, wie toll deine Familie dein Buch findet oder wie viele Verlage du schon ohne Erfolg angeschrieben hast und jetzt endlich hoffst, dass dieser dich nimmt.
  • Nicht du entscheidest ob es der neue Bestsellerroman wird, sondern die Leser. Lass also großkotzige Formulierungen solcher Art im Anschreiben weg.
  • Weitere Informationen, außer den genannten, haben im Anschreiben und der Kurzvita nichts zu suchen, z. B. wie viele Kinder du hast oder welchen Hobbies du nachgehen. Es sei denn, es hat einen direkten Bezug zu deinem Buch. Schreibst du einen Roman über einen irrwitzigen Urlaub mit sechs Kindern und du hast selber sechs Kinder, dann kannst du das ruhig erwähnen. Schreibst du einen Krimi, der in den USA spielt und du hast selber mehrere Monate oder Jahre dort gelebt, ergänze es.
  • Achte in deinem Exposé darauf, dass die genannten Charaktere aktiv beschrieben werden. Sätze wie: »Tom erfuhr, dass…« sind passiv und der Verleger geht davon dann aus, dass auch dein Buch so geschrieben ist, nichts passiert wirklich, alles fällt den Hauptcharakteren irgendwie in den Schoß. Schreibe aktiv und damit spannender. Bezogen auf das Beispiel: »Tom fand heraus, dass…«
  • Lege sämtliche Unterlagen – ­das Anschreiben, ggf. Kurzvita, Textprobe und Exposé – lose in den Briefumschlag. Sie sollen nicht gelocht oder anderweitig verbunden sein. Verzichte auch auf Mappen oder Klarsichtfolien. Benenne deine Unterlagen daher eindeutig und verwende bei mehrseitigen Dokumenten immer Seitenzahlen.
Achtung: Nicht tackern!

Achte auf die Vorgaben des Verlags

Die Vorgaben des Verlages sind immer das oberste Gebot. Hältst du diese nicht ein, ist das ein sofortiges K.O.-Kriterium für dein Buch. Wenn der Verlag zehn Seiten Textprobe haben möchte, dann sendest du nicht neun oder elf, sondern zehn. Schau dich auf den Webseiten der Verlage, die du anschreiben möchtest, um und halte dich zu 100% daran, egal was ich dir hier gesagt habe.

Einige Verlage wollen z. B. keine Ausdrucke mehr haben, sondern alles in einer PDF-Datei. Ließ dir die Angaben genau durch und befolge sie. Hier erfährst du häufig auch direkte Ansprechpersonen, die du dann in deinem Anschreiben ansprechen kannst.

Scheue dich auch nicht davor fünf bis sechs Verlage gleichzeitig anzuschreiben, sofern die einzelnen Unterlagen auf den jeweiligen Verlag zugeschnitten sind. Es dauert manchmal Monate, ehe du eine Rückantwort erhältst. Um nicht zu viel Zeit zu verschwenden, kannst du daher ruhig mehrgleisig fahren. Das brauchst du auch keinem Verlag mitzuteilen. Schreibe nicht nur Verlage an, sondern suche dir auch passenden Literatur-Agenturen heraus. Hier solltest du lieber nur zwei bis drei gleichzeitig anschreiben.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim einreichen deiner Manuskripte und wer weiß, vielleicht kann ich bald dein Buch lesen.

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