Viele Leute die mit der wundervollen Passion des Schreibens anfangen oder bereits dabei sind, fragen sich oft, ob sie ein bestimmtes Programm zum schreiben ihrer Geschichten brauchen oder nutzen sollten. Diese Schreibprogramme gibt es in unterschiedlichsten Varianten was den Funktionsumfang und vor allem den Preis angeht. Aber braucht man diese Programme nun wirklich?
Ein Buch könnte man mit den in Windows integrierten Texteditoren Editor oder WordPad schreiben oder die gute alte Schreibmaschine benutzen. Allerdings wird die Arbeit dadurch um einiges schwerer. Mit Schreibprogrammen kann man sich die reine Arbeit des Schreibens deutlich vereinfachen.
Es existieren die unterschiedlichsten Programme fürs Schreiben. Einige sind auf einen bestimmten Zweig des Schreibens spezialisiert, wie z. B. das Drehbuchschreiben, andere sind vielfältiger einzusetzen. In diesem Beitrag zeige ich dir, was die Vor- und Nachteile von Schreibprogrammen sind und was das Ganze kostet.
Funktionen von Schreibprogrammen
Wenn die Benutzung von Schreibprogrammen keine Vorteile hätte, dann würden sie vermutlich nicht existieren. Einige nehmen einem die Arbeit der Formatierung des Textes ab, andere fügen noch eine Rechtschreibkorrektur hinzu und ganz besondere Programme enthalten auch noch eine Stilanalyse, mit der man seinen Textstil überprüfen und selbst lektorieren kann.
Rechtschreibkorrektur
Eine gute Rechtschreibkorrektur ist Gold wert. Einige Programme haben den Duden Korrektor integriert, wodurch der Großteil der Schreibfehler aufgefangen werden sollte. Andere Programme haben lediglich eine Art Datenbank mit Worten, die entsprechend abgeglichen wird.
Das Problem dabei ist, dass, vor allem im deutschen, viele Worte nicht in der Datenbank existieren und einem als Falsch angezeigt werden. Das kann sehr ablenkend sein, denn meistens möchte man diese rote, gestrichelte Linie sofort los werden. Meistens kann man aber auch diese Datenbank selbst erweitern, in dem man das Wort markiert und es der Datenbank hinzufügt.
Wer neben seinem Schreibprogramm, mit suboptimaler Rechtschreibprüfung, auch noch Word besitzt, der sollte sich seinen Text auch noch einmal dort anschauen und korrigieren. Word hat eine relativ gute Rechtschreibprüfung, ist aber auch nicht perfekt.
Stilanalyse
Bei der Stilanalyse wird der Text unter anderem auf Dopplungen, Füllwörter, schwache Verben, Phrasen und den Gebrauch von Adjektiven und Adverbien hin geprüft. So kann man seinen Text stärker machen und muss dann vielleicht weniger überarbeiten, wenn der Text bei einem Lektor liegt oder kann diesen mit seinem guten Stil beeindrucken.
Das Problem, was hierbei entstehen kann, ist, dass der Text total zerstückelt werden könnte, wenn man die Stilanalyse falsch oder zu sehr verwendet. Auch könnte der eigene Schreibstil verloren gehen.
Lesbarkeitsanalyse
Bei der Lesbarkeitsanalyse wird der Text auf seinen Lese-Schwierigkeitsgrad hin geprüft. Also wie schwer der Text zu lesen ist. Die Skala geht dabei, in der Regel, von 0 bis 100, wobei 100 sehr leicht zu lesen ist und 0 sehr schwer.
Man kann so schauen, ob der Text zielgruppengerecht geschrieben ist. Besonders für Autoren von Kinder- und Jugendbüchern ist dies wichtig. Es hilft meist aber auch einfach Erfahrung und ein gutes Bauchgefühl.
Wie schon bei der Stilanalyse, besteht auch hier die Gefahr, dass man sich zu sehr auf die Zahlen als auf den eigentlichen Inhalt konzentriert.
Hilfe beim Planen
Ein wichtiger Aspekt von Schreibprogrammen ist, dass man mit ihnen seine Planungsphase vereinfachen kann. Einmal, weil man Charakterbögen leichter wiederfindet, sie besser unterteilen kann und sie direkt beim Schreiben im Text verankert werden.
Dabei lässt sich dann, wenn man mit der Maus über das entsprechende Wort fährt, direkt anzeigen, worum es sich handelt. So kann man sich sehr leicht wieder die wichtigen Merkmale eines Charakters ins Gedächtnis rufen oder die Details eines Ortes nachlesen.
Auch gibt es die Möglichkeit, seine Gedanken in Mindmaps zu verewigen. Dabei kann man auch direkt Bilder mit einfügen und Beziehungen untereinander hervorheben.
Hilfe während des Schreibens
Man kann sich auch während des Schreibens helfen lassen, indem man entweder den nicht stören Modus aktiviert. Jetzt ist nur noch die Schreibfläche, und sonst nichts, zu sehen. Eine weitere Möglichkeit ist es Notizen an den Seiten einzufügen, ähnlich wie PostIts.
Ein Schreibmaschinen-Modus, bei dem die aktuelle Zeile, in der geschrieben wird, etwas höher angelegt ist, damit man nicht selbst runter scrollen muss und einfach im Schreibfluss bleiben kann, bieten auch viele Programme. Denn es ist nichts nerviger, als neben dem Text auch immer wieder den unteren Bildschirmrand im Blick zu haben.
Formatierung und Export
Wenn du dein Buch fertig hast, dann möchtest du es bestimmt einem Verlag anbieten. Meistens wollen Verlage einen Auszug aus deinem Buch in einem Bestimmten Format: Die Normseite. Oder du möchtest dein Buch als eBook veröffentlichen. Auch hier kann dir ein Schreibprogramm behilflich sein, indem es deinen Text direkt in dem Format ausgibt, welches du für ein eBook benötigst.
Bekannte Programme und der Preis
Der Funktionsumfang eines Programms spiegelt sich, in der Regel, auch im Preis wider. Es gibt Programme, die kosten bis zu 199 €, bieten aber auch die meisten Funktionen.
Die meisten der Programme haben in der Regel eine kostenlose Testversion, welche entweder dauerhaft mit Einschränkungen oder für zwei bis vier Wochen ohne Einschränkungen genutzt werden kann.
Folgend gebe ich dir eine kleine Übersicht über bekannte und beliebte Schreibprogramme. Was sie im Groben können und was sie kosten.
Papyrus Autor 11
Papyrus Autor in der Version 11 (stand 30.07.2022) ist eines dieser Programme, welches jede Menge Funktionen hat und einen nahezu erschlagen kann. Nach einer Weile findet man sich aber gut zurecht. Allerdings sieht es dabei ziemlich gut aus. Man merkt dem Programm an, dass es für Schriftsteller konzipiert ist, was natürlich nicht schlecht sein muss.
Neben einer äußerst guten Rechtschreibprüfung (Duden Korrektor), besitzt Papyrus Autor 11 eine Stil- und Lesbarkeitsanalyse. Die eigene Geschichte lässt sich auch im Programm gleich planen. Dazu kann man mittels eines Denkbretts Mindmaps anlegen und separate Notizen hinterlegen. Charaktere, Orte und Gegenstände kann man in separaten Datenbanken anlegen.
Eine der, in meinen Augen, besten Funktionen ist die Verknüpfung von Figuren, Orten und Gegenständen aus den Datenbanken mit dem Text. Dabei wird der Name, der für die Figur, den Ort oder den Gegenstand festgelegt wurde, blau hinterlegt und man kann sich direkt Informationen dazu anzeigen lassen.
Man kann auch aus dem Text heraus Worte/Namen markieren und daraus einen Eintrag in der Datenbank anlegen.
Sämtliche Funktionen können aber auch als Nachteil angesehen werden, da man sich so selbst allzu oft vom Schreiben ablenken könnte. Auch Nachteilig, ist der mit 199 € (stand 07.2022) relativ hohe Preis. In der Testversion kannst du alle Funktionen nutzen, allerdings bist du auf eine Seite beschränkt, sowohl beim Export als auch bei den meisten Funktionen.
Patchwork 3
Zu Patchwork 3 kann ich persönlich nicht allzu viel sagen. Nachdem ich mich extensiv mit der Website und den vorgestellten Funktionen vertraut gemacht habe, kann ich eigentlich nur sagen, dass Patchwork 3 ein etwas günstigeres Papyrus Autor 11 ist. Einzig die Optik ist absolut nicht meins.
Es hat, mehr oder weniger, dieselben Funktionen, auch wenn sie teilweise anders benannt sind, bietet dies aber für 134 € (stand 07.2022) mit Duden Korrektor und 99 € ohne Duden Korrektor an. Die Testversion von Patchwork 3 ist auf 30 Tage beschränkt, allerdings stehen einem sämtliche Funktionen zur Verfügung.
Scrivener 3
Kommen wir zu meinem persönlichen Favoriten. Scrivener 3. Das Programm ist äußerst vielseitig einzusetzen — sämtliche Beiträge für diesen Blog werden zuerst in Scrivener geschrieben.
Neben Büchern kann man mit Scrivener 3 auch wissenschaftliche Arbeiten, Fach- und Sachbücher, Comic- und Filmskripte und noch vieles weiteres schreiben. Dabei helfen vor allem die vielen Vorlagen, welche sich auch gleich um die äußere Form des Geschriebenen kümmern.
Und wenn eine Art von Text nicht von Scrivener angeboten wird, dann erstellt man sich einfach seine eigene Vorlage oder findet vielleicht eine passende im Internet.
Man kann sich verschiedene Ordner anlegen und auch ganze Charakterkarten erstellen. Sämtliche Dateien lassen sich in einen Vorlagenordner schieben und fortan als Vorlage benutzen (hilft vor allem bei Charakterkarten, etc.).
Die Einzelnen Dateien, welche man im Organisator sieht, sind auch wirklich einzelne Dateien und sie lassen sich hin- und herschieben und in eine Hierarchie bringen.
Aber auch das beste Programm hat seine Schwachstellen. Die Rechtschreibprüfung ist, zumindest für den deutschen Sprachbereich, nicht gerade die Beste. Deshalb öffne ich die Dateien nach dem Export immer in Word und prüfe so nochmal nach. Auch hat Scrivener 3 keine Stil- und Lesbarkeitsanalyse, welche man aber auch im Internet finden kann, oder einen Bereich für Mindmaps.
Dafür hat Scrivener 3 einen Vorteil gegenüber Patchwork 3 und Papyrus Autor 11. Es kostet lediglich 53 € (stand 07.2022). Die Testversion ist 30 Tage gültig und umfasst sämtliche Funktionen.
Dank des geringen Preises können fehlende Funktionen, bei Bedarf, durch zusätzliche Programme ausgeglichen werden.
Als Beispiel sei hier Plottr von Fictional Devices oder Scapple von den Machern von Scrivener genannt.
Fazit
Können Schreibprogramme beim Schreiben helfen? Ich würde sagen: Ja.
Heißt das jetzt, dass man zwingend ein Schreibprogramm benötigt? Nein.
Wenn man nicht das Geld hat oder ausgeben möchte, dann ist man nicht gezwungen sich ein Programm zuzulegen und zu benutzen. Auch bedeutet es nicht, dass wenn man ein solches Programm hat, man sofort den nächsten Bestseller schreibt. Es kommt letztendlich immer noch auf dich und deine Geschichte an.
Allerdings kann dir ein Schreibprogramm viel Arbeit abnehmen, vor allem beim Planen und Organisieren.
Wenn du ausschließlich Bücher schreiben möchtest, dann sind Papyrus Autor 11 oder Patchwork 3 deine ›goto‹ Programme. Beide haben Testversionen, die es dir erlauben einen Eindruck zu bekommen.
Möchtest du aber neben Büchern vielleicht auch in andere Bereiche des Schreibens vorstoßen und viele der Funktionen, die Papyrus Autor 11 oder Patchwork 3 anbieten, werden nicht benötigt, dann empfehle ich dir ganz klar Scrivener 3, welches wesentlich weniger kostet und sich ebenfalls vollumfänglich testen lässt.
Ich hoffe, dieser kleine Abriss in die Welt der Schreibprogramme hat dir gefallen und geholfen. Falls du noch Fragen haben solltest, dann scheue dich nicht uns eine E-Mail zu schicken.